Mediation einfach erklärt

Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf einem Feld spazieren und entdecken gleichzeitig wie Ihre Begleitung einen grossen Kürbis. «Der gehört mir, ich habe ihn zuerst gesehen», sagen Sie zu Ihrer Begleitung, die ihrerseits meint «nein, den nehme ich, ich habe ihn zuerst entdeckt».

Sie streiten sich heftig um den Kürbis, den Sie beide unter keinen Umständen teilen wollen. Mit je einer Hälfte davon können Sie beide nichts anfangen (lose-lose). Sie wollen auch nicht das Los entscheiden lassen, wer von Ihnen den Kürbis bekommt (win-lose bzw. lose-win).

Da läuft zufällig Ihre Nachbarin vorbei, die Mediatorin ist. Nachdem diese sich ein Bild darüber gemacht hat, wo der Schuh drück, versucht sie herauszufinden, warum Sie denn beide unbedingt den ganzen Kürbis wollen und diesen nicht einfach teilen. Dabei stellt sich heraus, dass Sie ihn für eine leckere Kürbissuppe wollen, während Ihre Begleitung ihn für das Basteln einer Halloween-Laterne möchte.

Jetzt, wo Sie beide das Interesse des anderen am Kürbis kennen, stellen Sie erfreut fest, dass jeder von Ihnen sein Ziel erreichen kann, ohne dass der Andere auf seines verzichten muss. Sie höhlen den Kürbis sorgfältig aus und machen mit dem Kürbisfleisch Ihre Suppe. Ihre Begleitung dagegen ist glücklich darüber, dass sie schon einen fix fertig ausgehöhlten Kürbis bekommt, den sie nur noch zur Laterne schnitzen muss (win-win).

Doch es kommt noch besser! Zu guter Letzt stellen Sie beide fest, dass die Kürbiskerne noch übrigbleiben. Sie beschliessen gemeinsam, diese zu trocknen, auf dem Markt zu verkaufen und den Erlös unter sich aufzuteilen.

Zugegeben, so einfach läuft es nicht immer in einer Mediation. Die Geschichte zeigt aber auf eindrückliche Weise auf, dass durch das Herausarbeiten der einzelnen Bedürfnisse und Interessen Lösungen möglich sind, die vorher niemand gesehen hat und oft überraschend einfach sind.